Digitalisierung verstehen, gestalten und erleben – auch im Alter!

Dr. Regina Görner beim Tag der Seniorinnen und Senioren 2024 in Augsburg

21.03.2024

Am Dienstag, 19. März 2024, fand der „Tag der Seniorinnen und Senioren“ im Vortragssaal der Stadtwerke Augsburg statt. Dr. Regina Görner, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (BAGSO) konnte unter dem Motto „Digitalisierung verstehen, gestalten und erleben – auch im Alter!“ aufzeigen, wie die ältere Generation in die Lage versetzt werden kann, sich selbstbewusst und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen, ohne Gefahr zu laufen, gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden.

 
Tag der Seniorinnen und Senioren 2024, 19.03.2024, Wolfang Schreiber

Begrüßung und Einführung zum Thema durch Wolfgang Schreiber, Vorsitzender der Seniorinnen und Senioren, ver.di Bezirk Augsburg:

„Zu keinem Zeitpunkt erreichen so viele Menschen ein so hohes Alter, wie heute. Nie stand Menschen mehr Zeit zur Verfügung, persönlich bedeutsame Anliegen und Interessen zu verwirklichen, ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Und, die Mehrzahl der heute in Deutschland lebenden Menschen kann davon ausgehen, nach dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben, noch viele Jahre vor sich zu haben, die vergleichsweise frei gestaltet werden können, so Wolfgang Schreiber, Vorsitzender der ver.di Seniorinnen und Senioren Augsburg.
Angesichts der Herausforderung, die eine älter werdende Gesellschaft mit sich bringt, begrüßen wir als Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die sich dadurch ergebenen Möglichkeiten und Potenziale, der Neugestaltung unserer Lebensbedingungen.
Wir fördern durch unsere gewerkschaftliche Arbeit die Integration in allen Lebensbereichen und greifen ihre spezifischen Erfahrungen und Möglichkeiten auf und bieten unsere Unterstützung an. Dazu gehört beispielsweise der alters-gerechte Umgang mit elektronischen Medien und deren praktische Anwendung.

Teilhabe am gesellschaftlichen, gewerkschaftlichen und kulturellen Leben
Wir leben in einer immer stärker digitalisierten Welt. Gerade für die ältere Generation stellt dies eine besondere Herausforderung dar. Viele möchten auch im Alter aktiv am gesellschaftlichen, gewerkschaftlichen und kulturellen Leben teilhaben und sich hier engagiert einbringen.

Smartphone, Tablet und Co. bieten eine hervorragende Möglichkeit, diese Wünsche zu erfüllen. Ganz gleich ob es um den Kontakt zu Familie und Freunden geht, um gemeinsame Hobbys, kulturelle und informative Interaktion, oder um Erleichterungen im Alltag – „online zu sein“, bietet bis ins hohe Alter hinein viele Vorteile. Auch wollen viele Seniorinnen und Senioren gerne Neues ausprobieren und entdecken, dabei die Vorteile und die Freude bei der Nutzung zeitgemäßer Informations- und Kommunikationstechnologien kennenlernen.

Wer unsere Seniorinnen- und Seniorenarbeit im ver.di-Bezirk Augsburg in den letzten Jahren verfolgt hat, konnte feststellen, dass wir durch konkrete Angebote und ein vielfältiges Seniorinnen-und Seniorenprogramm das gewerkschaftliche Zusammengehörigkeitsgefühl fördern, aber gleichzeitig den Umgang mit digitalen Medien und der damit verbundenen technischen Handhabung stets im Auge behalten, so Wolfgang Schreiber.
Neben unserer gewerkschaftlichen Kernkompetenz im Bereich der Sozial-Renten-, Gesundheits- und Tarifpolitik, beschäftigen wir uns deshalb mit der Frage: „Wie wollen wir im Alter leben – ohne gesellschaftlich ins Abseits gestellt zu werden!“

Wir stellen fest:

  • Bildung und digitale Kompetenzen sind für ältere Menschen eine wichtige Voraussetzung um aktiv und selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
  • Der Wunsch, Neues zu erfahren und dazuzulernen, ist unabhängig vom Lebensalter. Bildung im Alter trägt zu gesellschaftlicher Teilhabe, Wohlbefinden und Gesundheit bei. In einer Gesellschaft des langen Lebens wird sie immer wichtiger.
  • Das Erlernen digitaler Kompetenzen ist dabei ein besonders wichtiger Bildungsbereich. Ob Online-Banking, Terminbuchung beim Arzt, Erledigung von Behördenange-legenheiten oder per Videoübertragung mit den Angehörigen telefonieren - die Digitalisierung kann das Leben bereichern und den Alltag vereinfachen.

Wir fordern daher, allen älteren Menschen die Chancen der Digitalisierung und Bildung zu eröffnen: unabhängig vom Geschlecht, Bildungsstand und Einkommen sowie vom Wohnort oder einer möglichen Behinderung. Hierzu sind Bund und Land, aber insbesondere die Kommunen in der Pflicht, die altersgerechten Voraussetzungen dafür zu schaffen. Mit diesen Fragen und Herausforderungen müssen wir Seniorinnen und Senioren uns beschäftigen und jeder von uns muss dabei die richtige Balance finden. Diese Veranstaltung ist der Startschuss und soll ein Impulsgeber sein“, so der Vorsitzende der ver.di Seniorinnen und Senioren.

Wolfgang Schreiber begrüßte alle Kolleginnen und Kollegen zu unserem Seniorinnen und Seniorentag 2024 in Augsburg recht herzlich und freute sich über das Interesse und die zahlreiche Teilnahme an dieser Veranstaltung. „Ich glaube, es ist uns ein Glücksgriff gelungen, eine so erfahrene und kompetente Gesprächspartnerin – wenn auch im zweiten Anlauf - für unsere heutige Veranstaltung zu gewinnen“, so Kollege Schreiber. „Deshalb auch ein besonderer Willkommensgruß an unsere heutige Referentin Kollegin, Dr. Regina Görner Vorsitzende der BAGSO, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V, die eine angesehene Politikerin ist, aber vor allem eine ausgewiesene Fachfrau zu unserem Thema „Digitalisierung verstehen, gestalten und erleben – auch im Alter!“.

Ein besonderer Gruß des Kollegen Schreiber galt auch den Mitarbeiterinnen vom DigitalPakt Alter, die den Infostand dazu betreuen. „Vielen Dank für euer Engagement und eure Unterstützung bei der Gestaltung des Seniorinnen- und Seniorentages 2024.“ Weiter begrüßte Kollege Schreiber den Kollegen und ver.di Geschäftsführer Erdem Altinisik, die Vorstandsmitglieder des Seniorenbeirats der Stadt Augsburg, den Kollegen Wolfgang Peitzsch von der DGB Region Schwaben und die Kolleginnen und Kollegen des DGB-Senior*Innenausschusses.

Zum Abschluss seiner Einleitung wünschte Kollege W. Schreiber allen Anwesenden einen interessanten und spannenden Nachmittag und dass wir am Ende nach dieser Veranstaltung ein bisschen schlauer und gelassener nach Hause gehen.

 
Tag der Seniorinnen und Senioren 2024, 19.03.2024, Erdem Altinisik

Grußwort zum Tag der Seniorinnen und Senioren von Erdem Altinisik, Geschäftsführer ver.di Bezirk Augsburg

ver.di Geschäftsführer Erdem Altinisik begrüßte alle Anwesenden zum diesjährigen Seniorinnen- und Seniorentag 2024, insbesondere die Kollegin Dr. Regina Görner.

Als Konrad Zuse am 12.05.1941 den ersten funktionstüchtigen Computer der Welt vorstellte, konnte er sich sicher nicht vorstellen, in welche Sphären und Lebensbereiche die Computer und damit die Digitalisierung vordringen wird“, so ver.di-Geschäftsführer Erdem Altinisik. „Waren es am Anfang erst noch die großen Rechenmaschinen, die in Büros und Fabriken standen, die noch mit Lochkarten und Datenbändern gespeist wurden kamen nach und nach immer kleinere und erschwinglichere Rechner auch in die heimischen Stuben, als PC´s und Spielecomputer. Waren es dann in den 80er und 90ern Geräte die zuhause standen, änderte sich vieles mit der Öffnung des Internets in den 90er Jahren. Nach und nach konnten wir mit dem Computer und später dann mit den Smartphones und Tabletts mehr alltägliche Dinge erledigen.“ Er nannte stellvertretend nur Homebanking und Online-shopping.

„Diese Veränderungen betreffen sowohl jeden einzelnen privat, Arbeitsverhältnisse, aber auch in unserer Gewerkschaftsarbeit. Jede und jeder hatte nun die Möglichkeit, von zuhause aus den Kontostand zu überprüfen oder Überweisungen zu tätigen oder vom Sofa aus ein Buch zu bestellen. Das ist ein Quell an Möglichkeiten für jeden einzelnen, jedoch nicht nur in positiver Hinsicht. Diese Veränderungen hatten auch zahlreiche Veränderungen im Hinblick auf die Arbeitsplätze zur Folge. Ob es die Veränderungen im Einzelhandel sind, oder auch bei z. B. bei den Banken.“

Kollege Altinisik sieht mit Sorge die teilweise sehr verrohte und enthemmte Auseinandersetzung mit politischen Themen: „Menschen schreiben ohne jegliche Hemmung Drohungen mit Gewalt, als wäre es das normalste auf der Welt. Jeder kann heutzutage Behauptungen aufstellen und im Netz verbreiten, ohne dass es der Realität entsprechen muss. An der Digitalisierung kommt trotz der auch teilweise negativen Aspekten kaum jemand vorbei. Sie bietet auch viele neue Möglichkeiten, die das Leben schöner und einfacher machen können.“

Kollege Altinisik habe vor kurzem seinen Kindern versucht zu erklären, dass es früher Telefonzellen gab und er 20 Jahre alt war, als er sein erstes Handy hatte. Er sehe immer noch die Fragezeichen in den Augen. Heute ist es mit drei, vier Klicks möglich, einen Videoanruf zu machen und vielleicht die Liebsten zu sprechen und zu sehen, oder an etwas schönem teilhaben zu lassen. Und das Schöne ist, es ist nicht nur ein Ding für junge Leute. Früher hatte der Friseur die neuesten Nachrichten. Heute ist es seine Mutter, die mit 77 im ständigen Austausch mit Verwandten und Freunden steht.

„Auch unsere Gewerkschaftsarbeit hat sich massiv verändert. Musste früher die Streikunterstützung in bar ausgezahlt werden, erfolgt es digital per Banküberweisung und seit zwei Jahren funktioniert auch die Streikgelderfassung auch digital über einen QR-Code. Und was hätten wir während er Corona-Zeit ohne Videokonferenzen gemacht? Die Frage sollte nicht sein, ob man am digitalen Leben teilnimmt, sondern eher das wie. Und genau dabei wollen wir euch als ver.di unterstützen und euch ermutigen. Die heutige Veranstaltung ist dafür ein Startschuss.“

Erdem bedankte sich bei den Mitgliedern des Seniorenvorstands und dem Vorsitzenden Wolfgang Schreiber für die großartige Organisation und wünschte allen eine kurzweilige und informative Veranstaltung!

 
Tag der Seniorinnen und Senioren 2024, 19.03.2024, Dr. Regina Görner

Informationen zur BAGSO und Aussagen aus dem Impulsreferat von Dr. Regina Görner, BAGSO-Vorsitzende:

Die BAGSO
Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen vertritt die Interessen der älteren Generationen in Deutschland. Sie setzt sich für ein aktives, selbstbestimmtes und möglichst gesundes Älterwerden in sozialer Sicherheit ein. Sie fördert ein differenziertes Bild vom Alter, das die vielfältigen Chancen eines längeren Lebens ebenso einschließt wie Zeiten der Verletzlichkeit und Pflegebedürftigkeit.

In der BAGSO sind rund 120 Vereine und Verbände der Zivilgesellschaft zusammengeschlossen, die von älteren Menschen getragen werden oder die sich für die Belange Älterer engagieren. Die Vielfalt, die Kompetenz und das Engagement ihrer Mitglieder sind die Stärke der BAGSO.

Die BAGSO tritt gegenüber Politik, Gesellschaft und Wirtschaft für Rahmenbedingungen ein, die ein gutes und würdevolles Leben im Alter ermöglichen – in Deutschland, in Europa und weltweit. In wichtigen Politikfeldern setzt die BAGSO Themen auf die politische Tagesordnung, die für die Lebensqualität älterer Menschen relevant sind. In Positionspapieren und Stellungnahmen benennt sie Anforderungen für ein besseres Leben im Alter und gibt Anstöße für politisches Handeln in Bund, Ländern und Kommunen.

Vorsitzende der BAGSO ist seit 2021 die frühere Gewerkschafterin und Sozialpolitikerin Dr. Regina Görner.

Mehr Informationen: >>> Zusammenschluss von Vereinen und Verbänden der Zivilgesellschaft (bagso.de)

Digitalisierung
Die Digitalisierung beeinflusst heute fast alle Bereiche des Lebens. Sie birgt Chancen und Risiken, auch für ältere Menschen - von der privaten Kommunikation bis hin zur Unterstützung bei Pflegebedürftigkeit. Die BAGSO fordert, dass digitale Technologien gut handhabbar, möglichst selbsterklärend und sicher sein müssen und zudem für alle verfügbar und bezahlbar. Nach Ansicht der BAGSO muss es ein Recht auf technische Unterstützung geben, wenn sie gewünscht ist. Gleichmaßen muss es ein Recht auf ein Leben ohne digitale Medien und autonome technische Systeme geben. „Ältere Menschen als Adressaten von digitalen Neuerungen sollten bei deren Entwicklung beteiligt werden“, so Dr. Regina Görner, BAGSO-Vorsitzende.

Mehr Informationen: >>> Digitalisierung und ältere Menschen (bagso.de)

Mehr Informationen: >>> Themen rund ums Älterwerden (bagso.de)


Weitere Zitate, Aussagen und Statements von Dr. Regina Görner
„Viele Ältere möchten lernen, digitale Medien zu nutzen. Wir müssen ihnen deswegen dort Angebote machen, wo sie leben. Sie müssen die Möglichkeit erhalten alle Fragen zu stellen, die sie haben, und digitale Themen in sicherer Umgebung zu erkunden.“

 „Keiner darf Menschen vom Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen ausschließen. Das passiert aber derzeitig durch die zunehmende Digitalisierung in vielen öffentlichen Bereichen. Viele Menschen – vor allem Ältere – haben das Gefühl ihnen wird die Digitalisierung aufgedrängt. Wenn Personen nicht klarkommen, sollten sie bitte jemanden fragen. Das ist für ältere Menschen, die bislang ohne fremde Hilfe gut zurechtkamen, eine richtige Diskriminierung, die verletzt.“

Die Erfahrungen zeigen, dass einen die Technik überfordert und wir übermüllt werden mit Informationen. Ältere wie auch Jüngere werden bombardiert mit Dingen, die nicht relevant sind. Ist dies alles unverzichtbar mit der Digitalisierung?

Warum müssen es Nutzer hinnehmen, wenn die Technik allen möglichen Interessen dient, aber am wenigsten den Verbrauchern.

Wichtig ist die Macht über die Technik und nicht, dass die Technik die Macht über uns hat.

Digitalrecht nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für Ältere.

Ansprüche als Verbraucher stellen: sind Kontraste ausreichend, einheitliche Benutzeroberflächen, usw.

Europa setzt Normen für KI (Künstliche Intelligenz); wichtig ist, dass in die ganze Geschichte eine Struktur reinkommt.

Forderung: Entwickler sollen/müssen Ältere miteinbeziehen.

Kampagne: Leben ohne Internet – geht’s noch?

Mehr Informationen: >>> Leben ohne Internet - geht´s noch? (bagso.de)

 
Tag der Seniorinnen und Senioren 2024, 19.03.2024