„Die Weimarer Republik ist letztlich nicht daran gescheitert, dass zu früh zu viele Nazis, sondern dass zu lange zu wenige Demokraten vorhanden waren“. Mit diesem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker begrüßte die Günzburger DGB-Ortsvorsitzende Helga Springer-Gloning die Gäste des diesjährigen Günzburger DGB-Biergartentreffs im Biergarten des Gasthofes „Rose“. Ihr besonderer Gruß galt u.a. Bürgermeisterin Dr. Ruth Niemetz, dem Vorsitzenden der VHS Günzburg, Walter Lasar, der CSU-Landtagsabgeordneten Jenny Schack, der stellv. Landrätin Simone Riemenschneider-Blatter und dem neuen stellv. Direktor der AOK Günzburg, Benjamin Finkel.
Bürgermeisterin Dr. Ruth Niemetz und Walter Lasar, in seiner Eigenschaft als Sprecher des „Bündnisses für Demokratie und gegen Hass und Hetze“, zeigten sich in ihrer Grußworten erfreut darüber, dass in der Stadt Günzburg und im Landkreis inzwischen breit gefächerte Bündnisse entstanden sind, die aktiv für demokratische Werte eintreten. Angesichts des Erstarkens von extremistischen Kräften wie der AfD, sei dies auch dringend nötig, so die beiden.
„Gute Arbeit fällt nicht vom Himmel“ war das Thema der Hauptrednerin des Biergartentreffs, Dr. Verena Di Pasquale. Die stellv. Vorsitzende des DGB Bayern, bei ihren Ausführungen immer wieder vom Beifall unterbrochen, verurteilte die zunehmenden Versuche, Arbeitszeitregelungen auszuhebeln, um die tägliche Arbeitszeit auf bis zu 12 Stunden ausdehnen zu können.
Im Gegensatz zum Eindruck, den Bundesfinanzminister Christian Lindner und die bayerische Arbeits- und Sozialministerin Ulrike Scharf erwecken wollen, seien in Deutschland 2023 so viele Arbeitsstunden geleistet worden wie noch nie zuvor. Ein Skandal sei, dass rund die Hälfte aller Überstunden nicht entlohnt werden würden. Di Pasquale forderte die Politik auf, diesen Lohnraub von Arbeitgebern endlich zu beenden.
Nachdem Gewerkschaften erfreulicherweise gegen den Trend steigende Mitgliedszahlen, insbesondere auch bei Jugendlichen verzeichnen können, zeigte sich Di Pasquale überzeugt, dass wir beim Kampf für mehr gute Arbeit erfolgreich sein werden. Sie kündigte an, dass der DGB Bayern das Thema Arbeitszeit in den nächsten Monaten zu einem Schwerpunktthema machen und im Herbst eine entsprechende Kampagne starten werde.
Den zweiten Teil der vom DGB-Kreisvorsitzenden Werner Gloning moderierten Veranstaltung, gehörte dem Liedermacher Sepp Raith. Der bewies mit seinen meist humorvollen, zugleich aber tiefsinnigen und inhaltlich treffsicheren Liedern und Texten, warum er den Ruf hat „ein Urgestein der bayerischen Kleinkunstszene“ zu sein. Erst nach etlichen Zugaben durfte er seine Gitarre in die Ecke stellen.